Selbst Nicht-Bayern dürfte klar sein: Tracht und Trachtenmode werden längst nicht mehr nur auf sommerlichen Volksfesten getragen, sondern auch gern mal zu anderen Anlässen – und zunehmend im Alltag. Auch am Arbeitsplatz, wie etwa im Büro, sieht man Dirndl und Lederhosen immer öfters. Sogar eine bekannte Bundestagsabgeordnete trägt hin und wieder Dirndl zu öffentlichen Auftritten – das ganze Jahr über! Und so kommt der Tracht zur kalten Jahreszeit mal wieder die Aufgabe zu, für die sie einst erfunden wurde: Sie muss den Träger vor der Kälte des bayerischen Winters schützen. Und da spielt – neben Leder – Strick eben eine entscheidende Rolle.
Woran erkennt man die "Tracht" in Trachtenstrickjacken?
Trachtenstrick wärmt, ist dezent, aber auch luxuriös und sinnlich. Ursprünglich war der Strick für die frostigen Morgenstunden auf der Alm und gemütliche Abende vor dem Kamin gedacht, heutzutage schützt er vor eisiger Zugluft in der Münchner U-Bahn und reguliert Zuhause oder auf der Arbeit durch das atmungsaktive Material die Temperatur wieder nach unten. Trachtenstrick ist aufgrund des dichten Materials perfekt, um wirksamen Schutz vor Kälte zu bieten, aber gleichzeitig weich genug, um sich darin auf dem Sofa einzukuscheln. Kein Wunder, dass er als fester Bestandteil der Trachtenmode immer beliebter wird. In puncto Stil hebt sich Trachtenstrick von üblichen Kleidungsstücken aus Wolle durch den Linksstrick sowie typische Merkmale der Trachtenmode wie Stickmotive und Hirschhornknöpfe ab.
Für Madln gibt es eine immer breitere Fülle an Trachtenstrickjacken, die von schlicht geschnittenen Cardigans in Linksstrick mit dezenten, alltagstauglichen Farben wie Beige oder Grau bis hin zu ausgefallenen Stücken mit Lochmustern, welligen Säumen, und knalligen Farben wie Rot oder Pink reicht. Ganz neu in dieser Wintersaison sind zudem Funktionsjacken im Trachtenlook: Diese sportiven Modelle mit Kapuze und Reißverschluss ankern Trachtenstrick im regnerischen, schneematschigen Alltag wie nie zuvor. Auch beliebt sind Zopf- und Perlmuster sowie Feinripp an den Säumen, die eine gewisse Standhaftigkeit und Formbeständigkeit verleihen. So schön zeigt sich die neue Kreativität im Trachtenstrick-Design!
Trachtenstrick: Madln an den Buam vorbeigezogen
Somit haben die Madln die Buam endlich überholt. Gab es doch früher in der traditionellen Trachtenmode bei Strickjacken eigentlich mehr Auswahl für Männer als für Frauen (Anmerkung: Von welchem anderen Bereich kann man das schon behaupten?). Ärmellose Strickwesten gibt es zum Beispiel schon lange: Und zwar solche, die den Leib wärmen, aber viel Armfreiheit bieten, noch dazu mit schönen Mustern und ordentlich Gewicht.
Daneben sind seit jeher langärmelige und schlichtere Modelle auf dem Markt. Bei den Männern war die Farbauswahl schon immer auf Wollweiß, Braun, und Anthrazit begrenzt. Somit liegen sie, was die Auswahl der Farben betrifft, wieder hinter den Frauen. Die Herren greifen gern zu groben Strickmustern und dezenten Farbtönen. Ob die Männer nun ihre Vorherrschaft im Strick zurückerobern wollen? Schließlich ist Stricken ein – entgegen weitverbreiteten Denkmustern – eine urmaskuline Angelegenheit: Fischer an der Nordsee strickten abends traditionellerweise ihre eigenen Pullis, während in Bayern die Bauern für gewöhnlich an ihren eigenen Loferl und Westen arbeiteten... Dazu müssen die Buam etwas mutiger in Sachen Farben werden. Wir sind gespannt, was in den kommenden Saisons auf uns zukommen wird...