Trachtenverein Zwischen Tradition und Moderne

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Trachtenverein – zwischen Tradition und Moderne

Das Dirndl und die Lederhose sind längst zum Trend geworden und auch bei jüngeren Generationen beliebt: Bloggerinnen und Blogger werfen sich beispielsweise für das jährliche Oktoberfest in Bayern in bayerische Tracht und kombinieren ihr Outfit mit modischen Shirts oder knallbunten Sneakern. Einem echten Trachtler würde hier womöglich der Bersaglieri-Hut hochgehen. Aber was genau ist eine Tracht? Und was hat es eigentlich mit einem Trachtenverein auf sich?

Was eine Tracht ist

Die Trachtenmode hat ihren Ursprung in der Vorstellung von Heimat und Landleben. Der Begriff “Tracht” kommt aus dem mittelniederdeutschen und bedeutet so viel wie “das, was getragen wird”. Erst später wurde damit eine bestimmte Art der Kleidung bezeichnet und die Tracht stand für die traditionelle Kleidung der Landbevölkerung aus den Alpenländern. Daher gibt es nicht nur in Bayern eine Tracht, sondern auch in beispielsweise der Schweiz oder Österreich. Dabei gibt es nicht die “eine” Tracht. Sondern diese ist je nach Region unterschiedlich.

Das Dirndl und die Lederhose als bayerische Tracht

Wer an die bayerische Tracht denkt, dem fällt womöglich sofort das Dirndl für Frauen und die Lederhose für die Männer ein. Beides hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert in Anlehnung an die traditionelle Tracht aus Österreich und Bayern. Die heutige Trachtenmode unterscheidet sich jedoch von der früheren historischen Tracht. Heutzutage sind Lederhose und Dirndl insbesondere bei Gästen des Oktoberfestes ein Muss.

Das heutige klassische

Dirndl besteht immer aus mindesten zwei Teilen – nämlich aus dem Kleid und der Schürze. Häufig wird das Dirndlgewand durch eine weiße Dirndlbluse ergänzt. Welche Schuhe dazu getragen werden, hängt von der Art des Dirndls ab. Jedoch müssen Frauen nicht unbedingt hohe Schuhe tragen, auch flache Schuhe oder Stiefel sind passend. Jedoch sollte hier jeweils auf ein rustikales Modell zurückgegriffen werden.
Die Lederhose, welche auch Krachlederne genannt wird, gilt als der wichtigste Bestandteil in der Trachtenmode für Männer. Ergänzt wird das männliche Trachtenoutfit mit beispielsweise einem karierten Leinenhemd sowie derben Schuhen und dicken Strickstrümpfen.

Die Geschichte der Tracht

Die ersten Trachten entstanden Ende des 15. Jahrhunderts. Viele nutzten die Kleidung, um insbesondere so ihren Wohlstand auszudrücken. Beispielsweise durch die Menge an Stoff, die die Tracht umfasste: Je mehr davon verwendet wurde oder je mehr Knöpfe an eine Weste genäht wurden, desto wohlhabender war derjenige, der die Tracht trug.
Ende des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung Einzug erhielt, veränderte sich die Tracht allmählich. Denn während viele Menschen vom Land in die Städte wanderten, um in den dort liegenden Fabriken zu arbeiten, passte sich die Tracht dem Stadtleben an und wurde zweckmäßiger.
Als Folge der Industrialisierung der Gesellschaft sehnten sich viele Menschen nach dem Ursprünglichen und einfachen Leben auf dem Land. So begann eine neue Zeit der Tracht. Die Geburtsstunde des Dirndls brach an, als sich Anfang des 20. Jahrhunderts wohlhabende Damen aus der Stadt für ihren Urlaub auf dem Land spezielle Sommerkleider haben schneidern lassen. Diese waren angelehnt an das Vorbild der ländlichen Tracht, wurden jedoch an die Stadtmode angepasst.

Trachtenvereine setzen auf Trachtenerhaltung und Weitergabe von Traditionen

Die Heimatverbundenheit und die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen ist auch das, was Trachtenvereine antreibt. Mit dem Ziel, sich der Trachtenerhaltung zu widmen und historische Brauchtümer am Leben zu erhalten, tragen die Mitglieder ihre Tracht besonders häufig – insbesondere an Volksfesten. Aber nicht nur das Tragen der Tracht, sondern auch die Trachtenforschung gehört zu den Aufgaben eines Trachtenvereins.
Eine große Anzahl der bayerischen Trachtenvereine sind im “Bayerischen Trachtenverband” organisiert. Neben dem Tragen der Tracht und der Forschung werden auch andere Brauchtümer wie die Volksmusik und traditionelle Tänze (beispielsweise Volkstanz und Schuhplattler) gepflegt und an die jüngeren Generationen weitergegeben.
Die Geschichte der Trachtenvereine reicht dabei zurück bis ins 19. Jahrhundert. Denn der erste Verein dieser Art wurde 1883 vom Volksschullehrer Josef Vogl in Bayrischzell gegründet. Mit der Zeit entstanden weitere Trachtenvereine, die bis heute Tradition haben.